Eine Frage des Stils

«Eine Frage des Stils.»
Akzente 4 (2021): S. 38.
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Was ist guter Stil? Und was hat das mit grosser Literatur zu tun? Schon Plato und Aristoteles waren uneins, ob es sich bei rhetorischen Mitteln nur um Routinen und Kunstgriffe oder bereits um wahre Kunst handelt. In seiner definitorischen Annäherung vermag auch Michael Maar Inhalt und Form nicht einfach zu trennen.

Aber er zeigt eingangs, wie der Balanceakt gelingt, welche Rolle Wortwahl, Syntax, Klang und Metaphern, Regeln und Regelbrüche spielen. Im umfangreichen Mittelteil geht es dann in die grosse Bibliothek, zu kenntnisreichen Einzelbetrachtungen und scharfsinnigen Fallanalysen. Nach einem Kürzestausflug in die Lyrik schliesst die Tour d’Horizon mit der vergnüglichen Erkundung eines ebenso alltäglichen wie heiklen Phänomens. Anhand alter wie neuer Klassiker und zeitgenössischer Texte zeigt Maar, wie Literatur mit der Darstellung des Erotisch-Pikanten umgeht. Denn hier hängt alles vom guten Stil ab.
– Daniel Ammann

Michael Maar
Die Schlange im Wolfspelz: Das Geheimnis grosser Literatur.
Hamburg: Rowohlt Verlag, 2020. 655 Seiten.

Stell dir vor, es ist Text

«Stell dir vor, es ist Text, und keiner liest ihn.» 
ph akzente 2 (2011): S. 41

Wolf Schneider
Deutsch für junge Profis: Wie man gut und lebendig schreibt.
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, 2011. 191 Seiten.

Wolf Schneider schreibt zwar immer wieder das gleiche Buch, aber er tut dies kurzweilig und prägnant. 50 Regeln waren es in Deutsch fürs Leben, 44 Empfehlungen in Deutsch!. Für junge Profis hat der Altmeister seine Maximen nun auf 32 Rezepte eingekocht. Wer diese beherzigt, schreibt klar und verständlich und zollt damit seinen Leser:innen Respekt.
Ganz ohne Plage geht das zwar nicht, warnt Schneider, aber er verlangt nicht Unmögliches. Präzis und prall sollen die Wörter sein, schlank und schlicht die Sätze. Ob wir bloggen, mailen, simsen oder wissenschaftlich schreiben: Wer gelesen werden will, macht es seinem Publikum nicht unnötig schwer. Für aufgemotzte Modewörter und abgeleierte Adjektive gibt es deshalb Rote Karten. Schneider wettert gegen bemooste Textbausteine, spiesst die Hängebäuche eingeschobener Nebensätze auf und erklärt dem akademisch-­büro­kratischen Imponiergehabe den Krieg. Einfach-drauflos-Schreiber nimmt er ebenso ins Visier wie verkorkste Germanisten oder Grossmeister des Marketing-Jargons. Da schiesst Schneider dann gerne mal übers Ziel hinaus.
Liebe deinen Leser wie dich selbst, lautet die forsche Botschaft. Dabei prangert der Stilpapst nicht nur an: Er praktiziert auch, was er predigt. Seine Prosa hat Pfeffer und Pfiff und putscht selbst ältere Profis auf.
– Daniel Ammann, ph akzente 2 (2011): S. 41.

Magoria by Daniel F. Ammann