Wenn das Gehirn die Wirklichkeit manipuliert

Halluzinationen sind weitaus häufiger, als wir gemeinhin annehmen. Sie betreffen jede Sinneswahrnehmung und haben trotz landläufiger Ansicht nicht zwangsläufig mit Wahnvorstellungen und Psychosen zu tun. Die Ursachen dieser «Hirnmarotten», wie eine Patientin sie liebevoll nennt, sind dabei so vielgestaltig wie deren Erscheinungs­formen. ­
Halluzinationen können durch Migräne, Fieberschübe, epileptische Anfälle, Medikamente oder psychedelische Rauschgifte ausgelöst werden, aber auch eine Hirnschädigung, ein Reiz­entzug oder ein traumatisches Erlebnis kann dafür verantwortlich sein. Oliver Sacks, Neurologe und wissenschaftlicher Erzähler mit Unterhaltungswert, berichtet diesmal von eigenen Drogenexperimenten und schreitet das weite Feld halluzinatorischer Phänomene wie gewohnt anhand illustrativer Fallgeschichten ab. Das sonderbare Spektrum reicht von Trugbildern wie geometrischen Mustern, Schriften an der Wand, bizarren Szenarien oder imaginären Besuchern über akustische Illusionen in Form von Stimmen, Glockengeläut oder Orchestermusik bis zu Geruchs- und Geschmackshalluzinationen, taktilen Täuschungen oder Phantomschmerzen. Ob ausserkörperliche Erfahrungen, Nahtoderlebnisse oder ekstatische Visionen ebenfalls der Kategorie Halluzination zuzurechnen sind, lässt sich nicht eindeutig klären.

Daniel Ammann


«Wenn das Gehirn die Wirklichkeit manipuliert.»
ph akzente 2 (2013): S. 30.
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Oliver Sacks.
Drachen, Doppelgänger und Dämonen: Über Menschen mit Halluzinationen.
Aus dem Englischen von Hainer Kober.
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2013. 350 Seiten. 

Matthew Dicks: Der beste Freund, den man sich denken kann

Rezension.
Buch & Maus 1 (2013): S. 29.
SIKJM Rezensionsdatenbank

Budo ist «nicht direkt ein Kind, aber auch nicht direkt erwachsen». Der altkluge Ich-Erzähler in Matthew Dicks‘ wundervollem Roman ist ein imaginärer Freund und lebt in dem Raum zwischen den Leuten.

Matthew Dicks.
Der beste Freund, den man sich denken kann.
Aus dem Englischen v. Cornelia C. Walter.
Berlin: Bloomsbury, 2013.
448 Seiten.

Topografie des Lebens

Topografie des Lebens

«Topografie des Lebens.» Paul Austers Roman Sunset Park.
Neue Züricher Zeitung 7.8.2012, S. 47.

Paul Auster.
Sunset Park.
Aus dem Englischen von Werner Schmitz.
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2012.
317 Seiten.

Was gewesen ist, lässt sich weder ausradieren noch umschreiben. Aber Neuanfänge sind möglich. Für Miles Heller, die zentrale Hauptfigur in Paul Austers Roman «Sunset Park», könnte die Begegnung mit der aufgeweckten Pilar einen Neuanfang bedeuten und ihn aus der emotionalen Lethargie befreien. Vor siebeneinhalb Jahren hat er sich über Nacht von seinem wohlbehüteten New Yorker Zuhause verabschiedet, ist spurlos untergetaucht und hält sich seither mit Gelegenheitsjobs über Wasser.

Zehn Gebote des Schreibens

Zehn Gebote des Schreibens

«Regeln für die Ausnahme: Über die ‹Zehn Gebote des Schreibens›.»
Neue Zürcher Zeitung 18.4.2012: S. 51.
 Gebote des Schreibens NZZ_2012-4-18.pdf

42 Schriftstellerinnen und Schriftsteller – von Margaret Atwood bis Juli Zeh – verraten in diesem schmucken Büchlein ihre goldenen Regeln des Schreiens. Die Idee mit den zehn Geboten geht auf den amerikanischen Erfolgsautor Elmore Leonard zurück, der seine Regeln 2001 für die New York Times niederschrieb.

Zehn Gebote des Schreiben.
München: Deutsche Verlags-Anstalt, 2011.
176 Seiten.

Elmore Leonard
10 Rules of Writing.
Illustrated by Joe Ciardiello.
London: Weidenfeld & Nicolson, 2010. 92 Seiten.

Magoria by Daniel Ammann