Caledonia

Daniel Ammann: Caledonia.
St. Gallen: Sabon Verlag, 1999. 26 Seiten.
CHF 19.–; € 10.90
ISBN 3-907928-21-0
(vergriffen; enthalten in: Der weisse Schatten)
Irgendwann lag Glasgow mit der Frühlingssonne plötzlich weit hinter ihm.
An der Westküste, hiess es, sei das Wetter schlechter. So hielt er sich an diese Seite und blieb dem rauhen Wetter treu. Seit langem hatte er sich auf Nieselregen und Nachdenken eingestellt. Im Regen, schien es ihm, waren die Leute freundlicher. Er wollte weiter Richtung Norden, aber möglichst in der Nähe des Wassers. Im Nebel hatte man oft das Gefühl, es gehe gar nicht mehr weiter, man habe die Festlandvorräte bereits ausgeschöpft. Man rechnete damit, plötzlich über die Klippe am Nordende der Welt in den bodenlosen Raum zu stürzen. Aber es ging weiter. Der freundliche Autovermieter in Finnieston hatte ihn noch gewarnt und ihm dann die grausliche Geschichte von dem Mann erzählt, der im dichten Nebel der Highlands auf einer einsamen Landstrasse gefahren sei und seinen Kopf aus dem Fenster gestreckt habe, um überhaupt etwas zu sehen. Ein ihm entgegenkommender Fahrer hatte das Gleiche getan, um bei fehlendem Mittelstreifen den Verlauf der Strasse besser erkennen zu können, und so hatten sie sich beim Kreuzen gegenseitig geköpft. Die Werwölfe der Highlands lauerten überall. Im schottischen Nebel war alles möglich.
 

Sometime or other Glasgow with its spring sun lay suddenly a long way behind him.
On the west coast, so they were saying, the weather was worse. So he kept to this side, remaining faithful to the harsh wind. For a long time now he had adapted to drizzling rain and rumination. In rain, it seemed to him, people were friendlier. He wanted to go further north, but to stay as near to the water as possible. In the fog one often had the feeling there was simply nowhere further; the supply of dryland had already been exhausted. The expectation seemed ever present that you could suddenly fall off the cliff at the northern edge of the world and plunge into bottomless space. But the land did continue. The friendly car rental agent in Finnieston had, however, warned him and then related the grizzly tale of the man who, while driving in the thick highland fog, had stuck his head out of the window in order to be able to see anything at all. An oncoming driver had done likewise, in the absence of a discernable center stripe, to better perceive the course ahead. Thereby at the intersection they decapitated one another. The werewolves of the Highlands lurked everywhere. In the Scottish fog everything was possible. (Translated by Mark Staff Brandl )
 

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Magoria by Daniel F. Ammann