Memento mori

«Memento mori
Akzente 2 (2016): S. 35.

blog.phzh.ch/akzente/2016/05/26/memento-mori/
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Wir sind nicht unsterblich – und das ist gut so. Wie die Autoren des Sachbuches Der Wurm in unserem Herzen (DVA 2016) nachweisen, wirkt sich das Wissen um unsere irdische Vergänglichkeit massgeblich darauf aus, welche Entscheidungen wir tref­fen und wie wir unser Leben gestalten. Das menschliche Bewusstsein, so ihre These, bedeutet nicht nur einen Quantensprung in der Evolution, sondern macht Reflexion und Religion erst möglich und lässt uns den ge­setz­ten Grenzen kreativ und kühn gegenübertreten. Gleichzeitig scheint Todesangst aber kulturelle Intoleranz und Gewaltbereitschaft gegenüber Andersdenkenden zu verstärken.
Eine andere Annäherung an das Thema unternimmt Thea Dorn in ihrem vielstimmigen Roman Die Unglückseligen (Knaus 2016). Die Geschichte handelt von einer Molekularbiologin und ihrer unheimlichen Begegnung mit dem unsterblichen Goethe-Zeitgenossen Johann Ritter, der nach 240 Jahren des Lebens überdrüssig ist. Die Bearbeitung des alten Faust-Mythos führt drastisch vor Augen, dass die Mensch­heit zwar nach ewigem Leben trachtet, aber körperliche Un­sterb­lichkeit ebenso Fluch wie Segen wäre.
Weniger programmatisch, dafür umso einfühlsamer erzählt der Film The Age of Adaline (USA 2015), wie einsam ewige Jugend macht. Als die junge Adaline Bowman in den 1930er-Jahren nach einem Autounfall nicht mehr altert, be­ginnt für sie ein jahrzehntelanges Versteckspiel. An ein normales Leben mit Familie und Freunden ist nicht mehr zu denken. Immer wieder muss sie flüchten und unter wechselnden Identitäten ein neues Leben beginnen.
– Daniel Ammann

Sheldon Solomon, Jeff Greenberg und Tom Pyszczynski.
Der Wurm in unserem Herzen: Wie das Wissen um die Sterblichkeit unser Leben beeinflusst.

Aus dem Englischen von Susanne Kuhlmann-Krieg.
München: DVA, 2016. 367 Seiten.

The Age of Adaline. (Für immer Adaline.)
USA 2014Regie: Lee Toland Krieger.
Zürich: Ascot Elite, 2015. DVD.

Thea Dorn.
Die Unglückseligen.
München: Knaus, 2016. 555 Seiten. 

Vertraute Stimmen

Vertraute Stimmen
«Vertraute Stimmen.»
St. Galler Tagblatt
13.4.2010: S. 16.

Warum ist Johnny Depp plötzlich Arzt in «Grey’s Anatomy»? Warum wirbt Julia Roberts nun für Joghurt? Weil professionelle Synchronssprecher mehr als nur einen Job haben. Ihre Namen kennt man kaum. Doch ihre Stimmen bleiben im Ohr.

The Imitation Game

The Imitation Game

«Alan Turing.»
Akzente 4 (2015): S. 34.
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Wenn es «CSI»­-Folgen schaffen, junge Leute für MINT-Berufe zu interessieren, so könnte im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht auch auf packendes Erzählkino gesetzt werden, um die Faszination eines Fachs oder seine historischen Zusammenhänge zu illustrieren. 
Das Biopic über den britischen Mathematiker Alan Turing verknüpft persönliche Lebensepisoden mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Turing wird in ein Team geholt, das unter höchster Geheimhaltung den Enigma-Code der Nazis knacken soll. Der geniale Logiker und Kryptoanalytiker Turing hat damit Geschichte geschrieben. Er gilt heute als Pionier der Computerwissenschaft und der künstlichen Intelligenz. Der Film beleuchtet aber auch Turings verschlossene Seite und deutet an, wie der geniale Informatiker später aufgrund seiner Homosexualität verfolgt wurde. – Zur offiziellen Rehabilitation Turings kommt es erst im Jahre 2013 dank postumer Begnadigung durch Königin Elizabeth II.
– Daniel Ammann

The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben.
GB/USA 2014. Regie: Morten Tyldum.
Zürich: Ascot Elite, 2015. DVD.

Magoria by Daniel Ammann