«Kanonaden für die Literatur.» Akzente 3 (2020): S. 35.
Tobias Blumenberg
Der Lesebegleiter: Eine Entdeckungsreise durch die Welt der Bücher. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2019. 777 Seiten.
Denis Scheck
Schecks Kanon: Die 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur; von «Krieg und Frieden» bis «Tim und Struppi». München: Piper, 2019. 480 Seiten.
Tim Parks Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen.
Aus dem Englischen von Ulrike Becker und Ruth Keen.
München: Kunstmann Verlag, 2016. 239 Seiten.
Daniel Ammann Covering Brandl. Mit zahlreichen Abbildungen und einem Nachwort von Mark Staff Brandl. St. Gallen: Magoria, 2020. 56 Seiten. ISBN 978-3-9524867-1-9 (Hardcover) CHF 25.50 / € 17.80 Bestellen bei Tredition
Was wir auf einem Bild oder einer Zeichenskizze als perfekte Linie und ebenmässigen Umriss wahrnehmen, erweist sich in der fraktalen Vergrösserung – gleich Mandelbrot’schen Küstenstrichen – als weit komplexer, löst sich aber gleichzeitig wieder auf, da die herausgelösten Details in der malerischen Nahaufnahme oder im Zoom neue Strukturen und Formen entstehen lassen. Chaos und Perfektion halten sich die Waage. («Entschleunigte Bilder», 1995)
Die Texte und Katalogessays zu Arbeiten des in der Schweiz lebenden US-amerikanischen Künstlers Mark Staff Brandl sind zwischen 1990 und 2012 entstanden.
Der Band enthält folgende Beiträge:
Wie ein Neanderthaler falsch belichtet Like a Neanderthal in a Bad Light (in English) Kunstschitterbiige (vgl. markstaffbrandl.com/kunstschitterbiig) Sudden Departures 1981–1992 (in English) Entschleunigte Bilder Displaced Monochromes Here Comes the Impuritan Installation: My Metaphor(m) Das Auge der Verfolgung Epilogue by Mark Staff Brandl (in English)
Daniel Ammann is an excellent creative writing and media theorist. This is a collection of essays he has written over 23 years about the art of Mark Staff Brandl. They are all insightful, but even better, they generally formally, playfully mirror the series he is discussing. Highly creative.
«Wir alle sind Fiktion, aber das glauben wir nicht, weil wir uns mitten in ihr befinden wie in einem Fortsetzungsroman», meint Doris Dörrie in ihrer wunderbaren Einladung zum Schreiben. Ja, denn das Leben schreibt keine Geschichten, die machen wir in unseren Köpfen. Deshalb ist Schreiben (und Lesen) gelegentlich sogar mehr als Leben.
Die deutsche Regisseurin und Schriftstellerin Doris Dörrie versteht sich auf Geschichten. In ihrer sehr persönlichen «Einladung zum Schreiben» geht sie von der einfachen wie eigenwilligen Prämisse aus, dass man beim Schreiben immer von sich spricht.
«In einem endlosen inneren Monolog erzählen wir uns Geschichten über uns selbst.» So kann alles zum Schreiben inspirieren. In kurzen, autobiografisch motivierten Textstücken macht es uns die Autorin vor. Ausgehend von Erinnerungsstücken, Momentaufnahmen, verloren geglaubten Kindheitsbildern oder wiederkehrenden Motiven hält sie Rückschau auf Lebensabschnitte, flüchtige oder prägende Episoden. Dabei entspinnen sich assoziative Erzählungen, lassen Gefühltes und Erlebtes aufscheinen und verweben früher und jetzt. Mit jedem Blick in die eigene Schatzkiste zaubert die Autorin beispielhaft etwas hervor, holt es schreibend ans Licht und fordert ihre Leserinnen und Leser anschliessend dazu auf, es ihr gleichzutun.
Daniel Ammann, 28.2.2020
Doris Dörrie Leben, schreiben, atmen: Eine Einladung zum Schreiben. Zürich: Diogenes, 2019. 277 Seiten.
«Stell dir vor, es ist Text, und keiner liest ihn.» ph akzente 2 (2011): S. 41
Wolf Schneider Deutsch für junge Profis: Wie man gut und lebendig schreibt. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, 2011. 191 Seiten.
Wolf Schneider schreibt zwar immer wieder das gleiche Buch, aber er tut dies kurzweilig und prägnant. 50 Regeln waren es in Deutsch fürs Leben, 44 Empfehlungen in Deutsch!. Für junge Profis hat der Altmeister seine Maximen nun auf 32 Rezepte eingekocht. Wer diese beherzigt, schreibt klar und verständlich und zollt damit seinen Leser:innen Respekt. Ganz ohne Plage geht das zwar nicht, warnt Schneider, aber er verlangt nicht Unmögliches. Präzis und prall sollen die Wörter sein, schlank und schlicht die Sätze. Ob wir bloggen, mailen, simsen oder wissenschaftlich schreiben: Wer gelesen werden will, macht es seinem Publikum nicht unnötig schwer. Für aufgemotzte Modewörter und abgeleierte Adjektive gibt es deshalb Rote Karten. Schneider wettert gegen bemooste Textbausteine, spiesst die Hängebäuche eingeschobener Nebensätze auf und erklärt dem akademisch-bürokratischen Imponiergehabe den Krieg. Einfach-drauflos-Schreiber nimmt er ebenso ins Visier wie verkorkste Germanisten oder Grossmeister des Marketing-Jargons. Da schiesst Schneider dann gerne mal übers Ziel hinaus. Liebe deinen Leser wie dich selbst, lautet die forsche Botschaft. Dabei prangert der Stilpapst nicht nur an: Er praktiziert auch, was er predigt. Seine Prosa hat Pfeffer und Pfiff und putscht selbst ältere Profis auf. – Daniel Ammann, ph akzente 2 (2011): S. 41.