Film erleben

Film erleben: Kino und Video in der Schule.
Herausgegeben von Daniel Ammann und Katharina Ernst.
Mit Beiträgen von Daniel Ammann, Georges Ammann, Katharina Ernst, Thomas Hermann und Daniel Süss.
Zürich: Verlag Pestalozzianum, 2000. Korr. Nachdruck 2018. 288 Seiten.
ISBN 978-3-907526-80-4;   € 30.–.

 

 

„Film erleben“ weiterlesen

Buchtrailer

Leseförderung und Filmbildung mit digitalen Medien

Daniel Ammann, Beat Küng und Stephan Brülhart.
«Buchtrailer oder: Marketing fürs Lesen.»
Buch & Maus 2 (2013): S. 19–21.

Download (korrigierte Version mit Farbabbildungen)
Ganzes Heft 2/2013

Was der Klappentext für das Buch, ist der Trailer für den Film: Er soll Appetit machen auf das ganze Produkt. In Zeiten der Medienkonvergenz wird Literatur auch mit filmischen Mitteln vermarktet: über Buchtrailer.

Rot und Schwarz

Rot und Schwarz

Das Kino nimmt sich immer mal wieder die unrühmlichen Kapitel der Geschichte vor. So erinnert man sich an Alan J. Pakulas All the President’s Men (1976) oder wartet gespannt auf den neuen Steven-Spielberg-Film The Post, der Anfang nächsten Jahres in die Kinos kommt. Aber nicht nur Watergate-Skandal und Vietnam-Krieg liefern Stoff für die grosse Hollywood-Leinwand, manchmal auch das Kino selbst. Im Biopic Trumbo zeichnet Regisseur Jay Roach die wechselhafte Karriere des erfolgreichen Drehbuchautors Dalton Trumbo (1905–1976) nach und unternimmt den Versuch, einen durch die McCarthy-Ära geächteten Schriftsteller zu rehabilitieren. Trumbo (brillant verkörpert von Breaking Bad-Star Bryan Cranston) zählt in den 1940er-Jahren zu den gefragten Drehbuchlieferanten. Durch seine Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei gerät er aber bald ins Visier von Senator McCarthy und dessen «Komittee für unamerikanische Aktivitäten». Die Folgen sind Berufsverbot, öffentliche Demütigung und sogar eine Gefängnisstrafe, weil er sich weigert, seine Kollegen zu denunzieren. Trumbo arbeitet über Strohmänner weiter und gewinnt unter falschem Namen sogar zwei Oscars.

Laut Filmabspann bleibt das Komitee für unamerikanische Umtriebe noch bis 1975 aktiv. Erst in diesem Jahr wird Dalton Trumbo teilweise rehabilitiert und bekommt den Drehbuch-Oscar für The Brave One (dt. «Roter Staub», 1956). Die Auszeichnung für seine Mitarbeit an William Wylers Roman Holiday (dt. «Ein Herz und eine Krone», 1953) kann Trumbos Witwe Cleo erst 1993 entgegennehmen.
Filmische Geschichtslektionen dieser Art leisten einen anschaulichen Beitrag zur politischen Bildung und regen für einmal nicht nur aufgrund der Fakten, sondern durch die emotionale Identifikation mit Betroffenen zur Diskussion an. Ein besonders eindrückliches Beispiel stellt der Film Hidden Figures von Theodore Melfi dar.

Erzählt wird die Geschichte dreier afroamerikanischer Frauen, die während des Kalten Krieges und in Zeiten massiver Rassentrennung und Bürgerrechtskämpfe bei der Weltraumbehörde als Mathematikerinnen arbeiten. Eine von ihnen, Katherine G. Johnson, liefert Formeln und Berechnungen, die wesentlich dazu beitragen, dass die USA den Wettlauf zum Mond gewinnen und damit Präsident John F. Kennedys berühmtes Versprechen einlösen. Nach ersten Erfolgen der Sowjets liess dieser 1961 verlauten, noch vor Ablauf des Jahrzehnts solle ein US-Amerikaner den Mond betreten und gesund wieder auf die Erde zurückkehren. 2015 wird die 97-jährige Katherine Johnson von Präsident Obama mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet und erhält 50 Jahre nach ihrem Einsatz für das US-amerikanische Raumfahrtprogramm eine der beiden höchsten zivilen Auszeichnungen.
Beide Filme liefern zwar mehr Unterhaltungskino als beissende Gesellschaftskritik, setzen zuweilen auf komödiantische Elemente, aber vielleicht ist dies in Zeiten zunehmender Politikverdrossenheit auch als Signal für Menschlichkeit zu werten.

Daniel Ammann

«Rot und Schwarz: Zeitgeschichte im Unterhaltungskino.»
Akzente 4 (27.11.2017).

blog.phzh.ch/akzente/2017/11/27/rot-und-schwarz/
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Trumbo.
USA 2015. Regie: Jay Roach.
Zürich: Ascot Elite, 2016. DVD.

Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen.
USA 2016. Regie: Theo­dore Melfi.
Frankfurt/M.: Twentieth Century Fox Home Entertainment, 2017. DVD.

Mastermind

«Mastermind
Akzente 3 (2016): S. 35.

https://blog.phzh.ch/akzente/2016/08/23/mastermind/
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Mr. Holmes.
GB 2015. Regie: Bill Condon.
Zürich: Ascot Elite, 2016. DVD.

Maria Konnikova.
Die Kunst des logischen Denkens: Scharfsinnig analysieren und clever kombinieren wie Sherlock Holmes.
Aus dem Englischen von Andrea Panster.
München: Ariston, 2013. 399 Seiten.

Mattias Boström.
Von Mr. Holmes zu Sherlock: Meisterdetektiv, Mythos, Medienstar.
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann u. Hanna Granz,

München: btb, 2015. 608 Seiten. 

Memento mori

«Memento mori
Akzente 2 (2016): S. 35.

blog.phzh.ch/akzente/2016/05/26/memento-mori/
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Wir sind nicht unsterblich – und das ist gut so. Wie die Autoren des Sachbuches Der Wurm in unserem Herzen (DVA 2016) nachweisen, wirkt sich das Wissen um unsere irdische Vergänglichkeit massgeblich darauf aus, welche Entscheidungen wir tref­fen und wie wir unser Leben gestalten. Das menschliche Bewusstsein, so ihre These, bedeutet nicht nur einen Quantensprung in der Evolution, sondern macht Reflexion und Religion erst möglich und lässt uns den ge­setz­ten Grenzen kreativ und kühn gegenübertreten. Gleichzeitig scheint Todesangst aber kulturelle Intoleranz und Gewaltbereitschaft gegenüber Andersdenkenden zu verstärken.
Eine andere Annäherung an das Thema unternimmt Thea Dorn in ihrem vielstimmigen Roman Die Unglückseligen (Knaus 2016). Die Geschichte handelt von einer Molekularbiologin und ihrer unheimlichen Begegnung mit dem unsterblichen Goethe-Zeitgenossen Johann Ritter, der nach 240 Jahren des Lebens überdrüssig ist. Die Bearbeitung des alten Faust-Mythos führt drastisch vor Augen, dass die Mensch­heit zwar nach ewigem Leben trachtet, aber körperliche Un­sterb­lichkeit ebenso Fluch wie Segen wäre.
Weniger programmatisch, dafür umso einfühlsamer erzählt der Film The Age of Adaline (USA 2015), wie einsam ewige Jugend macht. Als die junge Adaline Bowman in den 1930er-Jahren nach einem Autounfall nicht mehr altert, be­ginnt für sie ein jahrzehntelanges Versteckspiel. An ein normales Leben mit Familie und Freunden ist nicht mehr zu denken. Immer wieder muss sie flüchten und unter wechselnden Identitäten ein neues Leben beginnen.
– Daniel Ammann

Sheldon Solomon, Jeff Greenberg und Tom Pyszczynski.
Der Wurm in unserem Herzen: Wie das Wissen um die Sterblichkeit unser Leben beeinflusst.

Aus dem Englischen von Susanne Kuhlmann-Krieg.
München: DVA, 2016. 367 Seiten.

The Age of Adaline. (Für immer Adaline.)
USA 2014Regie: Lee Toland Krieger.
Zürich: Ascot Elite, 2015. DVD.

Thea Dorn.
Die Unglückseligen.
München: Knaus, 2016. 555 Seiten. 

Magoria by Daniel Ammann