Synchronesisch

Synchronesisch

«Bastardwendungen oder cooles Alltagsdeutsch? Wie Synchronesisch unsere Sprache beeinflusst.»
Sprachspiegel 1 (2024): S. 2–19. 

Im «Sprachspiegel» (1/2024, S. 2–19) habe ich mich mit dem Phänomen «Synchronesisch» (engl. dubbese) und seinen Wechselwirkungen mit der Alltagssprache (und dem, was Eike Schönfeld «Bastard­wendungen» nennt) auseinandergesetzt. Dabei werfe ich am Beispiel einer Episode aus der Netfllix-Serie Designated Survivor (2016–2019) auch einen vergleichenden Blick auf die Untertitelung und schaue mir an, wie die literarische Übersetzer:innen von J. D. Salingers Klassiker The Catcher in the Rye (1951) mit dem Wörtchen «okay» umgehen.

Mehr zum Thema

Übersetzung und Synchronisation

 

Wenn die Lichter ausgehen

Wenn die Lichter ausgehen

«Wenn die Lichter ausgehen.»
Akzente 3 (2022): S. 39.
 blog.phzh.ch/akzente/2022/08/25/wenn-die-lichterausgehen/
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Blackout.
Deutschland 2021. Miniserie, 6 Folgen.
Regie: Lancelot von Naso.

Marc Elsberg
Blackout: Morgen ist es zu spät.
München: Blanvalet, 2021. 896 Seiten.

Don DeLillo
Die Stille.
Aus dem amerikanischen Englisch von Frank Heibert.
Köln: Kiepenheuer und Witsch Verlag, 2020. 112 Seiten.

Denis Newiak
Blackout – Nichts geht mehr: Wie wir uns mit Filmen und TV-Serien auf einen Stromausfall vorbereiten können.
Marburg: Schüren Verlag, 2022. 252 Seiten.

Psychochirurgie

Psychochirurgie

«Schnitt ins Hirn.»
Akzente 2 (2022): S. 39.
 blog.phzh.ch/akzente/2022/05/25/schnitt-ins-hirn
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In ihrer Autobiografie An Angel at My Table – von Jane Campion 1990 bildstark und poetisch verfilmt – beschreibt die neuseeländische Schriftstellerin Janet Frame ihren Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik. Zur Behandlung einer (fehldiagnostizierten) Schizophrenie wird sie mit Elektroschock behandelt und soll sich schliesslich einer Lobotomie unterziehen.

Ein Schnitt ins Hirn, war man 1952 noch überzeugt, würde der Patientin Linderung bringen und fortan ein normales Leben ermöglichen. Ganz sicher war man sich der Sache wohl doch nicht. Wenige Tage vor der Operation teilt der Direktor des Krankenhauses der Autorin mit, dass sie für ihren Erzählband mit einem der renommiertesten Literatur­preise des Landes ausgezeichnet wurde. «Ich habe entschieden, dass bei Ihnen alles so bleibt, wie es ist. Ich will nicht, dass eine Veränderung an Ihnen vorgenommen wird.»

In einem dunklen Kapitel der Psychochirurgie spielt auch Yael Inokais Roman Ein simpler Eingriff (Hanser 2022). Ihre Hauptfigur kümmert sich als Krankenschwester hin­gebungs­voll um die Patientinnen, deren Störungen durch eine neuartige Methode behoben werden. «Der Doktor brauchte lediglich die betroffene Stelle zu finden, dann würde er diese ein­schläfern, wie ein krankes Tier.» Aber lassen sich unerwünschte Persönlichkeitsanteile einfach so abschalten?

Noch unheimlicher mutet Ben Stillers bizarre TV-Serie Severance (2022) an. Hier stimmen die Mitarbeitenden eines futuristischen Konzerns freiwillig einem operativen Eingriff zu, der ihre privaten Erinnerungen komplett von der beruflichen Identität abspaltet.

Daniel Ammann


Janet Frame
Ein Engel an meiner Tafel: Eine Autobiographie.
Aus dem Englischen u. mit einem Nachwort von Lilian Faschinger.
München: C. H. Beck, 2012. 288 Seiten.

An Angel at My Table.
Neuseeland 1990.
Regie: Jane Campion.

Yael Inokai
Ein simpler Eingriff.
Berlin: Hanser, 2022. 192 Seiten

Severance.
TV-Serie. USA 2022.
Regie: Regie: Ben Stiller, Aoife McArdle.

Alternative Geschichte

Alternative Geschichte

Geschichtsschreibung folgt den Tatsachen und erzählt uns die Vergangenheit. Kommen neue Fakten ans Licht, verschiebt sich das Gefüge und die Historie muss umgeschrieben werden. Einen anderen Ansatz verfolgt die kontrafaktische Geschichte. Im Vordergrund steht nicht mehr die Frage, was war und wahr ist, sondern eine gewagte Hypothese: Was wäre, wenn …? Mit diesem Blickwechsel bewegen wir uns unweigerlich ins Reich der Fiktion.

Die TV-Serie For All Mankind (Apple TV 2019–2021) weicht mit einem scheinbar marginalen Ereignis vom tatsächlichen Geschichtsverlauf ab. Mitten im Kalten Krieg betreten 1969 russische Kosmonauten als Erste die Mondoberfläche. Mit weitreichenden Folgen, nicht nur für die Raumfahrt. Der Kampf der Supermächte um die Vorherrschaft spitzt sich weiter zu und selbst der Erdtrabant wird zum Schauplatz kriegerischer Konfrontation.

Geschichtsschreibung folgt den Tatsachen und erzählt uns die Vergangenheit. Kommen neue Fakten ans Licht, verschiebt sich das Gefüge und die Historie muss umgeschrieben werden. Einen anderen Ansatz verfolgt die kontrafaktische Geschichte.

In der Miniserie «The Plot Against America» (HBO 2020) nach dem Roman von Philip Roth wird der internationale Flugpionier Charles Lindbergh 1941 Präsident der Vereinigten Staaten. Grund zur Sorge für die jüdische Bevölkerung, denn der Kriegsgegner pflegt enge Beziehungen zum Dritten Reich.

Viel weiter zurück in die von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägte Vorzeit katapultiert uns der französische Autor Laurent Binet. Sein Roman «Eroberung» (Rowohlt 2020) verblüfft mit einer alternativen Kolonialgeschichte: Kolumbus kehrt nicht aus Amerika zurück und die Inkas unterwerfen Europa. Da wir nicht gewillt sind, aus der Geschichte zu lernen, werden wir vielleicht aus solchen Geschichten klüger.

Daniel Ammann, 24.2.2022 


«Was wäre, wenn?»
Akzente 1 (2022): S. 39.
 blog.phzh.ch/akzente/2022/02/24/was-waere-wenn
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The Plot Against America.
Miniserie. USA 2020. Regie: Thomas Schlamme, Minkie Spiro.

Philip Roth
Verschwörung gegen Amerika.
Aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz.
München: Carl Hanser, 2007. 544 Seiten.

For All Mankind.
TV-Serie. USA 2019–.
Regie: Allen Coulter, John Dahl, Seth Gordon, Meera Menon, Sergio Mimica-Gezzan, Dennie Gordon.

Laurent Binet
Eroberung.
Aus dem Französischen von Kristian Wachinger.
Hamburg: Rowohlt, 2020. 383 Seiten.

Magoria by Daniel Ammann